Reisebericht – Falklands Teil 2

Auf nach New Island!

FX8G8181

Jetzt wurde es ernst. Mit dem Taxi ging es wieder Richtung Flughafen. Die „Autobahn“ dorthin ist die ersten 10km sogar geteert, die letzten 40km geht’s über eine teils unangenehme Schotterpiste. Die Windböen schaukelten das Auto durch und ich wollte mir nicht ausmalen, wie der Flug sein würde. Zum Glück gibt es ja Reisetabletten. =)

Schnell noch eine genommen und dann ging es zum Check-In. Tja, das war es dann auch fürs Erste. Es war zu windig für den Hubschrauber und wir saßen vier Stunden in einem kleinen Raum bis der Wind endlich nachließ. Raus gehen darf man hier nicht – es ist alles Militärgebiet. Nach 4 Stunden sollte der Helikopter dann doch starten, denn sonst wäre er nicht mehr bei Tageslicht zurückgekehrt.

Aber auf den Falklands ist man das gewohnt und unser erster Hubschrauberflug fand doch noch statt. Es war extrem aufregend und anfangs ein echtes Hochgefühl. Das Rotorgeräusch übertönte trotz Ohrenschutz alles und Jessi und ich verständigten uns über mein Handy. Eine schlechte Idee, wie sich dann herausstellte…. Jessi ging es nach 20min Flug gar nicht mehr gut und verbrachte den Rest der Zeit zusammengekauert auf einem der einzelnen Sitze. Mit jeder Windböe wurde der Hubschrauber, welcher sehr groß war und Platz für 18 Personen + Gepäck hatte, durchgeschüttelt. Durch die Sonne wirkten die Rotoren wie ein Stroboskop und das geschlagene 1,5 Stunden lang. Es war eine Qual und ein Abenteuer zugleich, die Falklands von oben zu sehen ist ein wirklich einmaliger Anblick.

IMG_0759

Wale konnten wir leider keine sehen und nach dem dritten Zwischenstopp wollten wir nur noch ankommen. Unerwartet verdeutlichte mir dann doch noch ein Soldat, dass es nur noch 2 Minuten bis zu unserem Ziel. Die Freude stieg in mir auf und erleichtert beobachtete ich die Insel beim Landen. Unten warteten schon einige Menschen auf uns. 🙂

Endlich angekommen.

FX8G5095

Jetzt ging alles ganz schnell; schnell alle Gepäckstücke geschnappt, raus aus dem Heli, Ohren zuhalten, umdrehen und dann hieß es „no way back“. 🙂 Auf uns warteten Ian, der frühere Inselbesitzer, Georgina, und noch 5 weitere Wissenschaftler.

Über die vier Monate, die wir nun auf New Island verbrachten, besuchten noch ein japanisches Filmteam, ein einzelner Kameramann und immer wieder Touristen mit ihrer kleinen Segelyacht die Insel. Während dieser Zeit waren wir bis zu 14 Personen gleichzeitig auf der Insel, gegen Ende der Saison waren wir dann für 6 Wochen nur noch zu viert. Wir machten einige sehr interessante Bekanntschaften und konnten tolle Gespräche führen, die unseren Horizont erweiterten.

IMG_3445

Nun aber zur Insel: New Island liegt ganz im Westen des Archipels und wird auch als die „Perle der Falklands“ bezeichnet. Den Ruf hat sie zu Recht, denn hier gibt es noch Arten, die auf den Rest der Falklands nur noch selten oder gar nicht mehr anzutreffen sind.

Die Insel ist ein important bird area und ein Naturreservat. In der Länge misst sie 14km, in der Breite teils nur 50 – 750m, die Insel hat eine umgedrehte L-Form. Gerade im Westen sind die Falklandinseln von einem kühlen, aber trockenem Klima geprägt. Der Wind ist stets präsent und zum Teil sehr stark, sodass wir gleich von Anfang an vor seinen Auswirkungen gewarnt wurden. Orientierungslosigkeit, Müdigkeit und Motivationslosigkeit gehörten dazu – allerdings haben wir davon zum Glück kaum etwas mitbekommen.

 NI Map for Jessi © Georgina Strange – http://www.designinnature.com/

Das Settlement liegt mittig auf der Insel und wurde von Ian J. Strange erbaut. Es besteht aus 5 kleinen Wohnhäusern, einer Feldstation und einigen Schuppen. Strom wird mittels eines kleinen Windrads erzeugt, bei schwachem Wind wird ein Generator hinzugeschaltet. Da der Wind uns jedoch selten im Stich gelassen hat, war das kaum von Nöten. 🙂

Auf der Insel gibt es außerdem eine Trinkwasserquelle, die jedoch in der Hochphase von 14 Personen auf der Insel ziemlich ausgeschöpft war. Daher war ein sehr sparsamer Umgang mit Wasser nötig. Lebensmittel bezogen wir von einem Versorgungsschiff, das alle 8 Wochen die kleine Insel ansteuert. Wir hatten das Glück, dass das erste Schiff 6 Wochen verspätet war und dann gleich zwei Wochen später wieder kam. Man muss ja die Termine einhalten. 😀 Es gab daher viele Konserven auf dem Mittagstisch und wir wurden wahre Meister im Brote backen. Frisches Obst gab es nicht, jedoch kamen ca. ein Mal im Monat Kreuzfahrtschiffe zum Tagesbesuch und die Crew brachte uns immer mal ein bisschen Obst mit. 🙂

IMG_1658

Alle packen mit an, wenn das Versorgunsschiff kommt. 🙂

Januar 128Das große Angebot im „Supermarkt“

Panorama vom North End

Im Norden gibt es sogar eine kleine Hütte zum Nächtigen!

IMG_6964

Des Weiteren gibt es 2 große Kolonien von Felsenpinguinen, Schwarzbrauenalbatrossen und Kormoranen und 3 kleine Felsenpinguin-Kolonien. New Island beherbergt eine von drei Brutkolonien des Weißkinn-Sturmvogels, eine von fünf Kolonien der südamerikanischen Seebären und die größte Brutkolonie von Dünnschnabel-Walvögeln der Welt! Sie wird auf ca. 2 Millionen Vögel geschätzt.

Magellanpinguine sind überall auf der Insel zu finden. Außerdem sieht man täglich Seelöwen, Delfine, Skuas, Truthahngeier und vieles mehr. Die meisten Arten werde ich später im Blog vorstellen. 🙂

FX8G0622

Wir arbeiteten hauptsächlich an Eselspinguinen, Felsenpinguinen und Dünnschnabel-Walvögeln. Doch auch von den Magellanpinguinen entnahmen wir einige Proben. Hauptsächlich ging es darum, zu erforschen, welche Nahrungsgründe die Pinguine und Walvögel aufsuchen, um diese wichtigen Nahrungshabitate als marine Schutzgebiete etablieren zu können. Hierzu wurden verschiedene Logger verwendet, welche die Distanz und Meerestiefe der Nahrungssuche aufzeichneten, sowie Kotproben gesammelt, um Rückschlüsse auf das Nahrungsspektrum der Tiere ziehen zu können, welches wiederum Rückschlüsse auf die Nahrungshabitate gibt.

Außerdem erfassten wir den Bruterfolg der Felsenpinguine und Dünnschnabel-Walvögel und sammelten Daten zur Wachstumsrate der Küken.

Ich perfektionierte meine Fähigkeiten im Pinguine fangen (zum Anbringen und Demontieren der Logger) und Jessi widmete sich täglich den Walvögel- und Pinguinküken.

Weiter geht’s im nächsten Teil… 🙂